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Die HeWi Galerie

Laudatio von Beate Koslowski

vorgetragen von Sylvia Lehne am 13.11.2014 im Haus Waldeck, im Namen der Künsterlin Beate Koslowski.

Voll das Leben

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Abbildung 1: Manchmal Garten Eden, 2011

Eine imposante, üppige Frauenfigur thront auf einem Gartenstuhl. Mittendrin im Kirschbaum hat sie nicht viel mit dieser Welt zu tun. Sie ist im Genuß vertieft! Oder hat sie doch etwas mit der Welt zu tun? Sie ist mittendrin im Leben! Eingehüllt, eingesponnen in Sinnlichkeit pur! „Voll das Leben“.

Rot präsentiert sie sich. Rot die Farbe des Blutes, der Liebe, des Feuers, der Nähe. Auch die Nähe zu den rot glühenden Kirschen, zur Natur.

Ihre üppigen Rundungen werden durch das Rot der Kleidung verstärkt und präsentiert. Das Wort „Diät“ kennt diese Frau nicht. Wohlgefällig werden die weiblichen Rundungen in Szene gesetzt. So bin ich und so bleibe ich, yes Sir!!!

Das Bild lebt vom Komplementärkontrast Rot-Grün. In der Mischung ergibt das auf der Palette Grau. Bei Helga Wilhelm stehen die Farben in voller Pracht, pur nebeneinander. Goethe beschreibt in seiner Farblehre, dass ein Bild immer Komplementarität enthalten müsse. Das tue im Auge wohl und stelle Bildeinheit her.

Helga Wilhelm malt frei von Dogmen - intuitiv. Sie lebt in ihrer Welt, so wie in ihrem Gemüsegarten. Und das wird bildnerisch in Szene gesetzt. Von der Seele, vom Selbst, vom Erleben im Herzen über den Pinsel direkt auf die Leinwand.

Nur so funktioniert authentische Kunst, und so entstehen originelle Bilder.

Helga Wilhelm ist das rote Herzstück des Garten Edens. Umgeben von komplementären Grüntönen. Vom Kirschbaum, zartlila Rotkohl, Gartenwerkzeug und frechem Löwenzahn. Löwenzahn darf sprießen und hat seine Daseinsberechtigung. Er gehört inhaltlich und bildnerisch dazu.

Die Frau im Garten Eden ist rund. Rund heißt in diesem Fall auch umrundet. Eingebunden in die Natur. Sie ist umrundet durch die Natur. Runde Kompositionsformen, lassen den Blick schweifen, von links nach rechts, von oben nach unten, immer rund herum, das ist die Sinfonie des Lebens.

Rund waren auch die bevorzugten Kompositionen des Barocks. Ein Zeitalter der Opulenz und der Pracht. Die barocke Üppigkeit des Bildes wird vollendet durch die Katze. Sie sitzt da wie ein Wachhund. Schwarz und Weiß, mit offenen grünen Augen. Wobei wir wieder beim Komplementärkontrast sind.

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Abbildung 2: Luna 2013

Tiere begleiten Helga Wilhelm schon fast ihr ganzes Leben lang. Auf dem Wilhelminischen Hof gehörten unter anderem auch die Dogge Dali, Hühner, Plusterputer, Gänse und Enten, oder Jakob Bernstein (ein roter Kater der ständig auf Reisen war) und sogar eine zeitlang ein Reh…… und heute ist es der gutmütige Bruno (ein Pudelpointer, der sogenannte George Clooney unter den Rüden ), seine Verlobte ist die Hündin Luna Prinzessin von den Dünen sie begleitet ihn bei den täglichen spaziergängen. Und dann gibt es noch die beiden Katzen Mauci und Pumuci. All das und vieles mehr präsentiert und erzählt sie in allen ihren Bildern. „Voll das Leben“!

Humor und Phantasie sind beim Malen Helgas Begleiter. Sie verführt die Betrachter ihrer Bilder zum Lächeln. Wenn ein Schlappen in einem Selbstporträt runterhängt, wenn eine Katze wie ein Höllenhund da sitzt. In der Gießkanne, schelmisch-malerischer Blick auf die Dinge, steckt als Verdopplung eine Wasserflasche. Das Gartengerät rechts, ist dass eine Stolperfalle?

Gemalt und gezeichnet hat Helga Wilhelm schon immer. Die Menschen, die Tiere und die Situationen, die ihr am Herzen lagen. In (Bleistift) Kugelschreiber-Zeichnungen, in Pastell, in Acryl und Aquarell. Sie weiß viele künstlerisch-handwerkliche Register zu ziehen. Immer jedoch ist sie ganz bei … sich.

Vor ihrer malerischen Gestaltungsfreude sind auch Türen, Toilettenwände und Waffenschränke nicht sicher. Auch nicht gekrönte Häupter wie Norbert Leber der Erste. Ihre Malerei bietet herrlichen Realismus in bestem Sinne. Bilder, dem Leben abgelauscht. Bilder die das Leben phantasievoll vorstellen aus einer sehr persönlichen eigenen Sicht. „Voll das Leben“.

Die bunt-geblümten Galoschen runden die Komposition ab. Mit diesen Crocs geht die rote Venus nicht leichtfüssig durchs Leben, aber lebhaft und farbenprächtig.

Es gibt aber auch Bilder die Trauer, Entsetzen und Vergänglichkeit einfangen, die die dunklen Seiten des Lebens mystisch widerspiegeln. Die bedrohlichen Zeichen an der Wand. Mene Tekel U-Pharsin. Beeindruckende Mahnungen an die Endlichkeit des Seins.

Zu guter Letzt noch ein paar persönliche Worte von Beate Koslowski

Als ich Deine Einladung zur heutigen Vernissage und Deinen Katalog (Buch) meinen Malerinnen zeigte, war die Bewunderung groß. Die Pracht und der Reichtum Deines Werkes beeindruckt.

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Abbildung 3: Unter vier Augen, 1986

Ich sprach von Deinem großartigen Selbstporträt „Unter vier Augen“. Du in Personalunion mit Wuschi (ein Kater) In einer Deiner Ausstellungen im Griesheimer Kulturverein trugst Du Minka (eine Katze) den ganzen Abend wie eine Pelzboa (Stola um die Schultern) In der Mitte des Raumes gackerten und schnattterten in einem strohbestreuten Gatter Deine Hühner, Enten und Gänse. Die originellste Ausstellungsdekoration, die man sich nur vorstellen kann. So authentisch wie Deine Bilder.

Mal weiter so faszinierende und opulente Bilder. Schlachte weiter malerisch die „Sau“. Laß noch viele Katzen aus dem Mal-Sack. Genieße es, dass Du nicht nur eine Familie voll schöner Modelle zur Seite hast, sondern auch eine Familie mit großem Verständnis für Deine Kunst. „Voll das Leben“!

Beate Koslowski, 28.10.2014

http://www.koslowski.ws/

Letzte Änderung: 2014-11-17

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